Mein digitales Editing
Nichts ist wohl umstrittener in der Fotografie als die digitale Bildbearbeitung. Welche Anpassungen sind noch legitim? Ab welchem Punkt verfälschen wir die Wirklichkeit?
Hier möchte ich gerne meine Arbeitsweise näher erläutern, zeigen wie mein Editing aussieht und wie ich persönlich zur Nachbearbeitung und Beautyretusche stehe.
Ich fotografiere bei meinen Fotoshootings grundsätzlich in dem sog. RAW-Format.
Als RAW-Format bzw. Rohdatenformat bezeichnet man das jeweilige Dateiformat bei Digitalkameras, bei denen die Kamera die Daten nach der Aufnahme weitesgehend ohne Bearbeitung auf die Speicherkarte schreibt. So bleiben die meisten Bildinformationen erhalten.
Im Anschluss bearbeite ich die Bilder und speichere diese wieder als JPEG ab. Wer also im JPEG-Format fotografiert überlässt die digitale Nachbearbeitung seiner Kamera.
Grundsätzlich ist es mir wichtig, dass das Bild bereits bei der Aufnahme gut ist. Vom nachträglichen, digitalen "Retten" der Bilder halte ich persönlich nichts. Deshalb achte ich bereits beim Fotografieren darauf, dass sich nichts Störendes im Hintergrund befindet, die Körperhaltung richtig ist oder beispielsweise die Strähne nicht ins Gesicht fällt.
Die Rohdatei
Bereits bei der Aufnahme des Bildes hatte ich ein bestimmtes Ergebnis vor Augen. Ich wollte einen zarten und romantischen Beautylook erzeugen.
Bei diesem Portrait habe ich das Modell bewusst gegen die Sonne positioniert. Direktes Sonnenlicht erzeugt unschöne, harte Schatten im Gesicht. Zudem fällt es vielen schwer in die Sonne zu schauen. Die Folge sind auch oft vertränte Augen und eine gerunzelte Stirn. Gegenlichtaufnahmen haben zudem einen ganz besonderen Charme.
Ich mag helle, kontrastvolle und farbenfrohe Bilder. Die RAW-Datei hat mir hier zwar schon ganz gut gefallen. Allerdings ist das Gesicht nach meinem Geschmack etwas zu dunkel geraten.
Die Grundbearbeitung
Mein Editing erfolgt immer in Adobe Lightroom. Bei der Grundbearbeitung der Bilder passe ich Helligkeiten, Kontraste, Bildausschnitt und Farben an. Solche Optimierungen erfolgen an sämtlichen Fotos, die ich bei einem Fotoshooting aufgenommen habe. Je nach Dauer des Shootings und Anzahl der Locations fertige ich ca. 50 - 120 Bilder solcher optimierten Bilder an.
In diesem Fall habe ich das Foto aufgellt, Kontrast hinzugefügt, sowie den Bildausschnitt angepasst. Zusätzlich habe ich hier dem Bild einen leichten Roséton gegeben, um diesen zarten Bildstil zu erzeugen.
Die Beautyretusche
Aus den enstandenen Fotos wird eine begrenzte Anzahl an Bildern ausgewählt, die eine professionelle Feinretusche erhalten. Wie weit diese geht, entscheide ich oft nach Absprache mit der fotografierten Person. Dabei ist es mir wichtig, lediglich leichte Retuschen vorzunehmen. Kleinere Hautunreinheiten werden entfernt oder Schatten unterhalb der Augen leicht aufgehellt. Die Hautstruktur, kleinere Fältchen oder Poren bleiben dabei erhalten.
Mir ist wichtig den fotografierten Menschen nicht zu verfremden. Ein absolutes No-Go wäre für mich, die Gesichtsform oder beispielsweise die Länge oder Breite der Nase zu verändern.
Grenzwertig finde ich auch das komplette Entfernen von Narben oder Muttermalen. Diese Merkmale gehören für meinen Geschmack zu einer Person dazu.
In diesem Beispielbild habe ich partielle Anpassungen der Farben und Helligkeiten im Gesicht vorgenommen. Kleinere Hautunreinheiten entfernt und die Augen leicht geschärft.
Das war im Großen und Ganzen meine Arbeitsweise bei diesem Portrait.
Weitere Farblooks
Nachdem ich meine Grundbearbeitung und die Porträtretusche abgeschlossen habe, fertige ich in der Regel eine schwarz-weiss Versionen des Fotos an.
Ich wandle gerne ein Bild in schwarz-weiss um. Schwarz-weiss strahlt eine eigene Eleganz aus und ist zeitlos. Hier habe ich mich für einen warmen Ton entschieden.